Die Wasserwerkstatt beinhaltet alle Schritte zur
Vorbereitung der Tierhaut für die Gerbung – den Schritt, der die Häute haltbar
macht. Der Name kommt daher, dass für die folgenden Prozesse viel Wasser
benötigt wird.
Weichen
Falls die Häute vor der Weiterverarbeitung gelagert wurden, müssen diese wieder aufgeweicht werden.
Äscher
Der „Äscher“ ist ein Prozess, der einen großen Einfluss auf die spätere Qualität des Leders hat. In diesem Schritt wird die Haut aufgeweicht, ein Teil des eingelagerten Fettes gelöst und die Haare werden entfernt.
Der Name kommt von der früheren Verwendung von Holzasche für diesen Schritt. Heute wird dafür verdünntes Calciumhydroxid und Natriumsulfid verwendet. (Beide Basen sind stark. Natriumsulfid wurde früher bei der Entwicklung von Schwarzweiß – Filmen verwendet.)
Die Haut wird in der alkalischen Lösung gebadet. Dabei wird die natürliche Ölschicht auf der Haut abgewaschen. Die Flüssigkeit weicht auch die Haut auf und entfernt Fett, das in der Haut gelagert ist. Die Keratinstruktur der Haare wird aufgelöst, was die Haarentfernung erleichtert. Fleischreste werden aufgeweicht, sodass sie schnell abgekratzt werden können.
Die Weichheit des fertigen Leders wird dadurch beeinflusst, wie lange geäschert wird. Außerdem lässt die gelockerte Struktur eine gute Angriffsfläche für den späteren Gerbungsprozess.
Die Haare können nun mechanisch entfernt oder mit einer noch stärkeren Base aufgelöst werden (Natron – oder Kalilauge). Die alkalische Haarentfernung kommt häufiger vor, da das Narbenbild nicht beschädigt wird, wie es beim Ausreißen der Haare der Fall ist. Zusätzlich wird das Leder durch sie Lauge weiter aufgeweicht.
Das haarlose Leder hat nun den Namen „Blöße“.
Entfleischen
Zu Leder wird nur die Lederhaut (Dermis) verarbeitet. Das Unterhaut- und Muskelgewebe wird mit Messerwalzen maschinell entfernt.
Spalten
Damit das Leder gleichmäßig dick ist, werden die Häute
gespalten. Die Lederhaut wird in Narbenspalt und Fleischspalt geteilt. Bei
dickem Leder kann auch ein Kernspalt (Mittelspalt) anfallen. Der Narbenspalt
ist davon am hochwertigsten, da er die natürliche Hautstruktur (Narbenstruktur)
an der Oberseite behält. Er ist auch die stärkste Schicht mit dem höchsten
Bindegewebsanteil.
Der Kernspalt kann zu Velourleder weiterverarbeitet werden,
indem eine Seite aufgeraut wird. Er sieht aus, wie die Rückseite des
Narbenspaltes, nur auf beiden Seiten. Er hat einen geringeren Bindegewebsanteil
und reißt schneller ein.
Die Epidermis und Hypodermis werden im Laufe der
Lederherstellung entfernt. Nur die Dermis wird gespalten und verarbeitet. Das Stabilität
gebende Bindegewebe ist dichter, je oberflächennäher es ist.
Beizen und Pickeln
Mithilfe von Säuren und Enzymen wird die Haut ein letztes
Mal vor der Gerbung bearbeitet.
Beizen
Beim Beizen wird das übrige Fett gemeinsam mit störenden Proteinen
aus der Haut entfernt. Übrig bleiben sollen nur noch die fasrigen Bestandteile
des Bindegewebes (größtenteils Kollagen). Dieser Vorgang geschieht bei
einem leicht sauren pH – Wert von 4-6 in einer Ammoniumsalzlösung. Die Säure
ist ein bisschen saurer als der natürliche pH- Wert der Haut. Sie ist sauer
genug um die Kalkreste von der Haut zu entfernen, die sich bei der alkalischen
Behandlung des Äschers absetzen, aber nicht so sauer, dass die Säure die
Faserstruktur angreift.
Die unerwünschten Proteine und Fette werden mittels Enzymen
in der Lösung abgebaut. Sie arbeiten wie bei der Verdauung.
Die Beize weicht die Haut weiter auf und kann je nach
gewünschter Weichheit unterschiedlich lange dauern.
Pickeln
Dieser Schritt muss nur bei der Chromgerbung durchgeführt
werden. Beim Pickeln wird der pH – Wert weiter angesäuert. In einer Lösung aus
einer starken Säure (meistens Salzsäure) und Kochsalz, wird die
Kollagenstruktur stabilisiert und auf die Chromgerbung vorbereitet.
Diese Website verwendet Cookies, um eine bestmögliche Erfahrung bieten zu können. Mehr Informationen ...