Die Gerbung ist der zentrale Prozess der Lederherstellung.
Hier wird die Haut zu Leder umgewandelt. Sie wird mit Gerbstoffen haltbar
gemacht, indem sie in die Faserstruktur eindringen und sich an sie binden,
sodass sie nicht mehr zerfallen kann. Ohne diesen Prozess, würden die
Bindegewebsfäden, die hauptsächlich aus Eiweiß bestehen, mit der Zeit verhärten
oder von Bakterien zersetzt werden.
Leder wird gegerbt, indem es je nach Art des Gerbstoffes
tage- bis hin zu monatelang in einem Gerbstoffbad bleibt. Dabei handelt es sich
meistens um ein großes Fass, das rotiert um die Gerbstoffe und somit die
Gerbung gleichmäßig zu verteilen.
Am Ende der
Gerbung besteht das Leder zwischen 8% und 45% aus Gerbstoffen. Als Gerbstoffe
werden vor allem Chromsalze, pflanzliche Gerbstoffe und synthetische Gerbstoffe
verwendet. Oft werden synthetische Gerbstoffe gemeinsam mit Chrom- oder
pflanzlichen Gerbstoffen verwendet. Dann ist von einer Kombinationsgerbung die
Rede
Das rotierende Gerbfass sorgt für eine gleichmäßige
Verteilung der Gerbstoffe
Chromgerbung
Die Chromgerbung macht 80 – 90% der weltweit hergestellten
Lederarten aus. Das liegt vor allem an der Geschwindigkeit des Prozesses (einige
Tage im Vergleich zur wochenlangen pflanzlichen Gerbung) und der niedriger
Preis der Chromsalze. Verwendet werden Chrom(III) – Salze (z.B. Chromsulfat und
Chromchlorid). Chromgegerbtes Leder hat eine bläulichere Farbe, als andere
Lederarten.
Das Chrom(III), welches in diesem Prozess verwendet wird,
ist gesundheitlich unbedenklich und in jedem Menschen vorhanden. Es spielt eine
große Rolle im menschlichen Stoffwechsel und der Regulierung des Blutzuckers.
Blaue Chromsalzlösung (Gerbstoff) Nach der Chromgerbung ist das Leder blau und wird als „wet
blue“ bezeichnet
Mit dem aufgeweichten Leder geht es verzweigte Verbindungen
(Komplexe) ein, die die Faserstruktur vor Umwelteinflüssen wie Bakterien oder
Sauerstoff schützt. Gleichzeitig werden die Fasern stabilisiert. Den Großteil
seiner Stabilität erhält Leder bei der Gerbung.
Während pflanzlich gegerbtes Leder härter und stabiler ist,
ist das Leder nach der Chromgerbung weich und flexibel. Es ist außerdem
wasserbeständiger. Deswegen wird es am öftesten für Bekleidung und Accessoires
verwendet.
Pflanzliche Gerbung
Pflanzliche Gerbstoffe (auch Tannine genannt) werden aus
Holz, Rinde, Blättern und Früchten erhalten. Es gibt eine unglaubliche Vielzahl
an vegetabilen Gerbstoffen. Etwa 10% des weltweit hergestellten Leders wird
pflanzlich gegerbt. Es hat eine braune, dunklere Farbe als chromgegerbtes
Leder.
Tannine sind Polyphenole der Gallussäure - also organische
Säuremoleküle, die stark verzweigt mit sich selbst, aber auch mit
Zuckermolekülen verbunden sind.
Der stark verzweigte Gerbstoff bildet ein starkes Netz aus
Lederfasern und Gerbstoffen.
Die Tannine binden sich durch stabile Wasserstoffbrücken an
das Gewebe und bilden ebenfalls Komplexe. Auf molekularer Eben sind diese noch
vernetzter und noch fester verbunden, als die Chromkomplexe, weswegen das
fertige Leder auch viel härter ist. Die Haut kann auch große Mengen der Tannine
aufnehmen, die dann einen signifikanten Teil des Ledergewichts ausmachen.
Das robuste Endprodukt kann nun wunderbar für Fahrradsättel,
Reitsättel, Schuhsohlen oder Möbel verwendet werden. Der Herstellungsprozess
ist umweltfreundlicher, da es weniger chemische Zusätze enthält und der Prozess
des Pickelns ganz ausfällt.
Nach der pflanzlichen Gerbung hat das Leder eine natürliche
Braunfärbung.
Synthetische Gerbung und kombinierte Gerbung
Mit synthetischen Gerbstoffen wird oft chromgegerbtes Leder
nachgegerbt um dieses mehr „aufzufüllen“ (zu stabilisieren). Sie kommt also am
häufigsten in der kombinierten Gerbung zum Einsatz.
Bei der kombinierten Gerbung wird mit einem Gerbstoff
gegerbt und mit einem anderen nachgegerbt um die Eigenschaften nach den
Gerbungen zu kombinieren. Neben der synthetischen Nachgerbung kann auch mit
pflanzliche Gerbstoffen nachgegerbt werden, um dem Leder eine schöne braune
Farbe und zusätzliche Festigkeit zu verleihen.
Synthetische Gerbstoffe stabilisieren nicht nur von außen die
Faserstruktur. Sie ziehen in die Fasern ein und bilden starke Bindungen. Bei
den Gerbstoffen handelt es sich um Polymere, also lange Molekülketten aus einem
bestimmten Molekül. Das ergibt eine sehr starke Bindung an die Fasern. Die
Vernetzung untereinander ist dafür nicht so ausgeprägt, was das Leder weniger
fest und stabil macht. Deswegen wird auch oft nicht mit synthetischen
Gerbstoffen alleine gegerbt.
Beispielbild von Phenol – Formaldehyd - Harz, es bindet
sich (fast) jedes der Moleküle an die Fasern, jedoch bilden aufgrund ihrer Form
sie kein schönes Netz untereinander und stabilisieren das Leder dadurch nicht
sehr stark.
Einzelnes unverzweigtes Phenol -Molekül
Nach der Gerbung ist das Leder weiß (wet white) und wenn es
nicht ebenfalls mit anderen Gerbstoffen behandelt wurde, hat es einige
strukturelle Nachteile. Synthetisch gegerbtes Leder ist sehr hitze- und
wasserempfindlich. Da es aber sehr fest gegenüber Abrieb ist, wird es gerne in
Autoleder verwendet. Weil es leicht ist, kann es auch öfter für Bekleidung
verendet werden.
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